Wie wählen wir das richtige Lastenrad?: Unterschied zwischen den Versionen

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Es gibt nicht DAS eine Lastenrad, das sich für Freie Lastenrader besonders eignet. Ihr müsst letztendlich selber entscheiden, was angesichts Euen finanziellen Ressourcen, geplanten Zielgruppen und Nutzungsformen, Topographie und Straßenverhältnisse sowie lokalem Kauf- und Serviceangebot die beste Wahl ist. Ein paar Auswahlkriterien, die Euch die Auswahl erleichtern sollen haben wir hier versammelt.
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Es gibt nicht DAS eine Lastenrad, das sich für Freie Lastenräder besonders eignet. Jede Initiative muss anhand lokal spezifischer Faktoren entscheiden, welches Lastenrad oder welche unterschiedlichen Lastenräder die beste Wahl sind. Informiert euch bei Lastenradnutzer*innen im Freundes-/Bekanntenkreis. (Aber Vorsicht: Meist wird das eigene Lastenrad als die perfekte Lösung gesehen, daher immer die festgelegten Kriterien im Blicke behalten.) Wir empfehlen ausführliche Probefahrten mit verschiedenen Lastenrädern. Das bieten gute Fahrradgeschäfte oder auch Verleihstationen von Lastenräden an. Ein direkter Vergleich verschiedener Modelle ist auch oft bei Messen mit Testparcour möglich, dabei empfiehlt es sich, auch mit Zuladung zu testen. Wir haben ein paar allgemeine Kriterien und Hinweise, die euch die Auswahl erleichtern sollen gesammelt.


Auswahlkriterien sind folgende:
===Einspurig oder mehrspurig?=== <!--T:2-->
* Budget
Diese Frage ist eine oft auch emotional geführte Grundsatzdebatte. Das Lenk- und Fahrverhalten von Einspurern und Mehrspurern unterscheidet sich erheblich. Einspurige Lastenräder sind schmaler, wendiger und schneller. Mehrspurige Lastenräder haben mehr Ladekapazität und erfordern eine gemächliche Fahrweise (v. a. ohne Ladung). Auf ebener Fahrbahn und im Stand bedarf es bei Mehrspurern kein Ausbalancieren der Ladung. Unterschiede im Lenk- und Fahrverhalten gibt es aber auch bei den Einspurern zwischen Long Johns (verlängerter Radstand und tiefe Ladefläche vorne), den Short Johns (modernen Formen des Bäckerrads mit Ladefläche über dem Vorderrad) und Longtails (verlängerter Radstand und Ladung hinten).
* einfach zu bedienen / zu fahren, auch für absolut Ungeübte
Bei den Mehrspurern gibt es dreirädrige Frontlader mit verschiedenen Lenksystemen (Drehschemel- vs. Achsschenkellenkung, Neigetechnik, Hinterradlenkung) und drei- oder vierrädrige Hecklader mit jeweils unterschiedlichem Lenk- und Fahrverhalten.
* Topografie der Stadt
* mögliche Nutzungszwecke (Kindertransport, Umzug, schwere Sachen, große Sachen, Einkäufe; Budget)


Dazu haben wir folgende Erfahrungswerte für Euch eingesammelt:
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* Überlegt Euch, welches Lastenrad nach Festlegung der Kriterien für die späteren Nutzer*innen (und nicht für Euch selbst) ideal wäre. Lastenradanfänger*innen glauben oft, dass es leichter sei ein Dreirad zu fahren. Haben sie beide Varianten getestet, bevorzugen die Meisten das Zweirad, weil es sich im Grunde wir ein normales Fahrrad fährt. Ein Dreirad ist für Ungeübte schwieriger zu lenken als ein Zweirad, weil man auch seinen Oberkörper zur Lenkung einsetzen muss.
Alle Lastenrad-Typen lassen sich (bei jeweils angemessener Fahrweise) sicher und komfortabel fahren. Lastenradanfänger*innen glauben oft, dass es leichter sei, ein Dreirad zu fahren. Haben sie beide Varianten getestet, bevorzugen sie dann doch überraschend oft das Zweirad, weil es sich im Grunde wir ein normales Fahrrad fährt. Ein Dreirad ist für Ungeübte schwieriger zu lenken als ein Zweirad, weil es nicht auf eine Gewichtsverlagerung reagiert.
* Infomiert Euch bei Lastenradnutzer*innen im Freundes-/Bekanntenkreis. (Aber Vorsicht: Meist wird das eigene Lastenrad als die perfekte Lösung gesehen, daher immer die festgelegten Kriterien im Blicke behalten.)
* Wir empfehlen Probefahrten mit verschiedenen Lastenrädern. Dies bieten gute Fahrradgeschäfte an oder auch Verleihstationen von Lastenrädern.
* Gut sind auf jeden Fall niedrige Mittelstege, dass erleichtert Ungeübten das auf- und absteigen. Insgesamt sollte das Lastenrad einfach zu fahren sein, damit es möglichst viele nutzen können und wollen. [[Hannah]] hat sich aus diesem Grund gegen ein Sportrad entschieden und für eher klassisches Lastenrad, bei dem man Aufrecht sitzt.
* Sollte ein E-Antrieb gewünscht sein, was angesichts der zusätzlichen Ladung und bei einer gewünschten Reichweite der Fahrt sinnvoll sein kann. Das Angebot von E-Lastenrädern (Tretunterstützung bis 25 km/h) erhöht die Nutzungsbereitschaft und somit die Auslastung der Räder. Bei anspruchsvoller Topografie ist es dringend zu empfehlen, Lastenräder mit E-Antrieb zur Verfügung zu stellen. E-Lastenräder machen allerdings den Ausleihvorgang etwas komplizierter, da immer gesichert sein muss, dass jemand den Akku auflädt.
* Beim Neukauf eines E-Lastenrads solltet Ihr auf die CE-Kennzeichnung achten, die für alle Pedelec-Verkäufe in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist. Dazu gehört ein CE-Aufkleber auf dem Rahmen des E-Lastenrads und der Abdruck der CE-Konformitätserklärung des Herstellers in der Betriebsanleitung. Mit der CE-Kennzeichnung erklärt der Hersteller die Einhaltung relevanter EU-Vorgaben für die Produktsicherheit.
* Habt Ihr Eure Top-3-Liste festgelegt und könnt Ihr am besten mit Unterstützung des Wartungs-/Technikteams Eure Entscheidung treffen.


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Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass stabile Felgen sowie kleinere Vorderräder Reparaturen minimieren. Der Grund hierfür ist, dass kleinere Räder eine geringere Hebelwirkung haben, sodass z. B. das Überfahren eines Bordsteins nicht unbedingt eine Acht zur Folge hat. Um platte Vorder- und Hinterräder zu minimieren, empfehlen wir außerdem sogenannte Unplattbar-Reifen.


'''Drei Links zur Information über das Angebot:'''
===Zielgruppen und Nutzungszwecke=== <!--T:5-->
*http://www.nutzrad.de/ <br />
Wollt ihr mit eurem Freien Lastenrad eine ganz spezifische Nutzergruppe ansprechen, z. B. Kund*innen von Baumärkten oder Elektrofachgeschäften für besonders sperrige und große Einkäufe oder Familien mit kleinen Kindern für Ausflüge und Wocheneinkauf oder Student*innen? Hier wäre jeweils ein anderes Lastenradmodell bzw. eine andere Ausstattung geeignet oder ein Lastenrad, das möglichst viele Zielgruppen anspricht und Nutzungsformen erlaubt.
*https://www.adfc.de/technik/fahrradteile-und-zubehoer/lastenraeder/ausprobiert-lastenraeder<br />
*https://lastenrad.vcd.org/marktuebersicht/vcd-lastenrad-datenbank/datenbank/


== Präsenz in der Stadt ==
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Die erste [http://www.dein-lastenrad.de/images/b/b2/FactSheet-Nutzerstudie_v3.pdf Nutzerstudie der Freien Lastenräder] von 2017 ergab, dass Freie Lastenräder bisher v. a. von sehr fahrradaffinen Menschen für Einkäufe genutzt werden. Auch der Fahrradmonitor 2017 stellte ein größeres Interesse an Transporten von Einkäufen und sperrigen Gegenständen als von Kindern mit dem Lastenrad fest.


Aus "Marketing-Perspektive" hat KASIMIR in Köln ein großes, auffälliges Rad gut getan. Mit "Passt eine Waschmaschine rein" wird für die Ausleihenden auch eher klar, was man damit transportieren kann, als mit einem Zweirad mit Spanngurten.  
===Ein Modell oder mehrere Modelle?=== <!--T:7-->
Kann euer Freies Lastenrad-Angebot gleich mit mehr als einem Lastenrad starten, könnt ihr unterschiedliche Lastenräder für verschiedenen Zielgruppen und Nutzungszwecke anbieten. Damit kann die Vielseitigkeit von Lastenrädern und ihren Nutzungsformen besser demonstriert werden. Es kann aber sinnvoll sein, von Anfang an oder nach ersten Erfahrungen mit unterschiedlichen Modellen gezielt auf ein bewährtes Modell zu setzen (Reduktion von Komplexität im Betrieb).


== Lastenrad selbst bauen ==
===Mit oder ohne E-Antrieb?=== <!--T:8-->
An kaum einem anderen Fahrradtyp ist ein E-Antrieb so sinnvoll wie an einem Lastenrad. Gleichzeitig erhöhen mehr verbaute Teile auch den Aufwand für die [[Wichtig: die Wartung des Lastenrads|Wartung]], da auch mehr kaputtgehen kann. Das Angebot von E-Lastenrädern (Tretunterstützung bis 25 km/h) erhöht die Nutzungsbereitschaft und somit die Auslastung der Räder. Bei anspruchsvoller Topografie ist es dringend zu empfehlen, Lastenräder mit E-Antrieb zur Verfügung zu stellen. Bei [[Klara]] in Hamburg ist dies wiederum nicht notwendig und wird dort von den Nutzer*innen kaum nachgefragt.


Bei Werkstatt-Lastenrad gibt es zahlreiche Bauanleitungen (http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Bauanleitungen) Auf Thematik der Herstellerhaftung achten. Manche Initativen wählen Selbstbauten aus diesem Grund strikt ab.
<!--T:9-->
E-Lastenräder machen allerdings den Ausleihvorgang etwas komplizierter, da immer gesichert sein muss, dass jemand den Akku auflädt, das Ladegerät und ggf. den manchmal vorhandenen Akkuschlüssel zurückgibt. Auch die Einweisung der Nutzer*innen ist aufwendiger, weil nicht alle Ausstattungen selbsterklärend sind. Zudem ist der Wartungsaufwand wegen der zahlreichen Spezialteile komplexer und der Kaufpreis höher, was auch die Kosten für die [[Versicherung]] erhöht. Bei dreirädrigen Lastenrädern sind die 25 km/h für ungeübte Nutzer*innen im Allgemeinen zu schnell, was zu Unfällen beim Ausweichen oder in ungünstigen Kurven führen kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, ein Modell zu finden, wo die maximale Geschwindigkeit auf z.B. 18-20 km/h einstellbar ist - Standard sind 25 km/h. Beim Neukauf eines E-Lastenrads solltet ihr auf die CE-Kennzeichnung achten, die für alle Pedelec-Verkäufe in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist.


{{ADFC Supported}}
===Fahrkomfort und einfache Bedienung=== <!--T:10-->
Achtet auf eine möglichst intuitive Nutzbarkeit des Lastenrads v. a. was die Schaltung und einen möglichen E-Antrieb betrifft. Auch die einfache Verstellbarkeit von Lenker- und Sattelhöhe ist wichtig. Niedrige Mittelstege erleichtern vielen Nutzer*innen das Auf- und Absteigen. Das Lastenrad sollte einfach zu fahren sein, damit es möglichst viele nutzen können und wollen. Viele Freie Lastenrad-Initiativen setzen deswegen auf komfortable Lastenräder mit aufrechter Sitzposition - z. B. die sehr erfolgreiche Initiative [[Hannah|Hannah - Dein Lastenrad für Hannover]]. Andere bieten gezielt auch Modelle mit sportlicher Sitzposition an, die eine andere Zielgruppe ansprechen und ein anderes Image verbreiten.
 
===Außenbotschaft=== <!--T:11-->
Lastenräder sind Hingucker im Straßenraum wie auch in den Medien und sozialen Netzwerken. Das Lastenrad sollte deswegen auch von der Optik zu euch und euren Zielen passen. Es ist vorteilhaft, ist eine große Fläche auf dem Lastenrad mit Logo, Namen und/oder Webseite zu gestalten. Aus Perpektive eines guten Marketings hat [[KASIMIR – Dein Lastenrad|KASIMIR]] in Köln 2013 ein großes, auffälliges Rad gut getan, das die Botschaft „Passt eine Waschmaschine rein“ unterstrich. Überlegt euch, welche Botschaft ihr primär setzen wollt und welcher Lastenradtyp am besten dazu passt.
 
===Lokales Kauf- und Serviceangebot=== <!--T:12-->
Habt ihr ein kompetentes Lastenrad-Geschäft in der Stadt, das euch mit Sonderkonditionen beim Kauf und Service unterstützen möchte? Oder gibt es lokal ein geeignetes gebrauchtes Lastenrad zu kaufen? Das können wahre Glücksgriffe sein. Achtet beim Kauf auf jeden Fall darauf, dass die Servicefrage für das ausgewählte Lastenrad geklärt ist und bindet euer Wartungs-/Technikteam in die Kaufentscheidung ein. Wenn ihr das Lastenrad beim lokalen Lastenradgeschäft kauft, sollte es auch eine besondere Motivation und Verpflichtung geben, euch einen guten Service zu bieten.
 
===Kaufpreis=== <!--T:13-->
Ein Lastenrad kostet im Fachhandel einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag. Qualität und Ausstattung - insbesondere E-Antrieb - haben dabei ihren Preis. In einigen Städten und Bundesländern (Baden-Württemberg) gibt es Kaufprämien für Cargobikes, von denen auch Vereine profitieren können. Teilweise unterstützen Hersteller*innen und Händler*innen Freie Lastenrad-Initiativen mit Sonderkonditionen - aus ideelen Gründen oder aus Marketinginteresse. Der ADFC Bundesverband bemüht sich bei ausgewählten Lastenrad-Herstellern um besondere Einkaufkonditionen für seine Gliederungen.
 
===Links zur Information über das Angebot:=== <!--T:14-->
 
<!--T:15-->
*[http://www.nutzrad.de/index.php?seite=kat/ Marktübersicht von www.nutzrad.de]
*[http://www.bakfiets.blog/p/lenkungen.html www.bakfiets.blog/p/lenkungen.html]
*[http://www.adfc.de/technik/fahrradteile-und-zubehoer/lastenraeder/ausprobiert-lastenraeder www.adfc.de/technik/fahrradteile-und-zubehoer/lastenraeder/ausprobiert-lastenraeder]
*[http://adfc-berlin.de/radverkehr/fahrradalltag/lastentransport/395-der-cargobike-ratgeber-berlin-artikel.html adfc-berlin.de/radverkehr/fahrradalltag/lastentransport/395-der-cargobike-ratgeber-berlin-artikel.html]
 
===Lastenräder selbst bauen=== <!--T:16-->
 
<!--T:17-->
Bei Werkstatt-Lastenrad gibt es zahlreiche Bauanleitungen (http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Bauanleitungen). Manche Initiativen lehnen Selbstbauten wegen der nicht gegebenen Herstellerhaftung grundsätzlich ab.
 
===ADFC-Lastenradkatalog=== <!--T:18-->
Der ADFC ist mit verschiedenen Importeuren bzw. Herstellern von Lastenrädern eine Kooperation eingegangen um Initiativen mit ADFC-Beteiligung eine Auswahl bewährter Modelle zu Vorteilskonditionen anbieten zu können. Während Bestellung und der Versand zentral erfolgen, profitiert der lokale Fahrradhandel von Service und Wartung der Lastenräder. Die Details zum Angebot findet ihr im [[Datei:Lastenrad-Katalog 171106.pdf|miniatur]].
Die jeweils aktuelle Version des Katalogs ist im internen ADFC-Bereich zu finden: https://www.adfc.de/adfc-ausstattung/uebersicht-adfc-ausstattung.
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Aktuelle Version vom 19. Mai 2020, 11:45 Uhr

Es gibt nicht DAS eine Lastenrad, das sich für Freie Lastenräder besonders eignet. Jede Initiative muss anhand lokal spezifischer Faktoren entscheiden, welches Lastenrad oder welche unterschiedlichen Lastenräder die beste Wahl sind. Informiert euch bei Lastenradnutzer*innen im Freundes-/Bekanntenkreis. (Aber Vorsicht: Meist wird das eigene Lastenrad als die perfekte Lösung gesehen, daher immer die festgelegten Kriterien im Blicke behalten.) Wir empfehlen ausführliche Probefahrten mit verschiedenen Lastenrädern. Das bieten gute Fahrradgeschäfte oder auch Verleihstationen von Lastenräden an. Ein direkter Vergleich verschiedener Modelle ist auch oft bei Messen mit Testparcour möglich, dabei empfiehlt es sich, auch mit Zuladung zu testen. Wir haben ein paar allgemeine Kriterien und Hinweise, die euch die Auswahl erleichtern sollen gesammelt.

Einspurig oder mehrspurig?

Diese Frage ist eine oft auch emotional geführte Grundsatzdebatte. Das Lenk- und Fahrverhalten von Einspurern und Mehrspurern unterscheidet sich erheblich. Einspurige Lastenräder sind schmaler, wendiger und schneller. Mehrspurige Lastenräder haben mehr Ladekapazität und erfordern eine gemächliche Fahrweise (v. a. ohne Ladung). Auf ebener Fahrbahn und im Stand bedarf es bei Mehrspurern kein Ausbalancieren der Ladung. Unterschiede im Lenk- und Fahrverhalten gibt es aber auch bei den Einspurern zwischen Long Johns (verlängerter Radstand und tiefe Ladefläche vorne), den Short Johns (modernen Formen des Bäckerrads mit Ladefläche über dem Vorderrad) und Longtails (verlängerter Radstand und Ladung hinten). Bei den Mehrspurern gibt es dreirädrige Frontlader mit verschiedenen Lenksystemen (Drehschemel- vs. Achsschenkellenkung, Neigetechnik, Hinterradlenkung) und drei- oder vierrädrige Hecklader mit jeweils unterschiedlichem Lenk- und Fahrverhalten.

Alle Lastenrad-Typen lassen sich (bei jeweils angemessener Fahrweise) sicher und komfortabel fahren. Lastenradanfänger*innen glauben oft, dass es leichter sei, ein Dreirad zu fahren. Haben sie beide Varianten getestet, bevorzugen sie dann doch überraschend oft das Zweirad, weil es sich im Grunde wir ein normales Fahrrad fährt. Ein Dreirad ist für Ungeübte schwieriger zu lenken als ein Zweirad, weil es nicht auf eine Gewichtsverlagerung reagiert.

Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass stabile Felgen sowie kleinere Vorderräder Reparaturen minimieren. Der Grund hierfür ist, dass kleinere Räder eine geringere Hebelwirkung haben, sodass z. B. das Überfahren eines Bordsteins nicht unbedingt eine Acht zur Folge hat. Um platte Vorder- und Hinterräder zu minimieren, empfehlen wir außerdem sogenannte Unplattbar-Reifen.

Zielgruppen und Nutzungszwecke

Wollt ihr mit eurem Freien Lastenrad eine ganz spezifische Nutzergruppe ansprechen, z. B. Kund*innen von Baumärkten oder Elektrofachgeschäften für besonders sperrige und große Einkäufe oder Familien mit kleinen Kindern für Ausflüge und Wocheneinkauf oder Student*innen? Hier wäre jeweils ein anderes Lastenradmodell bzw. eine andere Ausstattung geeignet oder ein Lastenrad, das möglichst viele Zielgruppen anspricht und Nutzungsformen erlaubt.

Die erste Nutzerstudie der Freien Lastenräder von 2017 ergab, dass Freie Lastenräder bisher v. a. von sehr fahrradaffinen Menschen für Einkäufe genutzt werden. Auch der Fahrradmonitor 2017 stellte ein größeres Interesse an Transporten von Einkäufen und sperrigen Gegenständen als von Kindern mit dem Lastenrad fest.

Ein Modell oder mehrere Modelle?

Kann euer Freies Lastenrad-Angebot gleich mit mehr als einem Lastenrad starten, könnt ihr unterschiedliche Lastenräder für verschiedenen Zielgruppen und Nutzungszwecke anbieten. Damit kann die Vielseitigkeit von Lastenrädern und ihren Nutzungsformen besser demonstriert werden. Es kann aber sinnvoll sein, von Anfang an oder nach ersten Erfahrungen mit unterschiedlichen Modellen gezielt auf ein bewährtes Modell zu setzen (Reduktion von Komplexität im Betrieb).

Mit oder ohne E-Antrieb?

An kaum einem anderen Fahrradtyp ist ein E-Antrieb so sinnvoll wie an einem Lastenrad. Gleichzeitig erhöhen mehr verbaute Teile auch den Aufwand für die Wartung, da auch mehr kaputtgehen kann. Das Angebot von E-Lastenrädern (Tretunterstützung bis 25 km/h) erhöht die Nutzungsbereitschaft und somit die Auslastung der Räder. Bei anspruchsvoller Topografie ist es dringend zu empfehlen, Lastenräder mit E-Antrieb zur Verfügung zu stellen. Bei Klara in Hamburg ist dies wiederum nicht notwendig und wird dort von den Nutzer*innen kaum nachgefragt.

E-Lastenräder machen allerdings den Ausleihvorgang etwas komplizierter, da immer gesichert sein muss, dass jemand den Akku auflädt, das Ladegerät und ggf. den manchmal vorhandenen Akkuschlüssel zurückgibt. Auch die Einweisung der Nutzer*innen ist aufwendiger, weil nicht alle Ausstattungen selbsterklärend sind. Zudem ist der Wartungsaufwand wegen der zahlreichen Spezialteile komplexer und der Kaufpreis höher, was auch die Kosten für die Versicherung erhöht. Bei dreirädrigen Lastenrädern sind die 25 km/h für ungeübte Nutzer*innen im Allgemeinen zu schnell, was zu Unfällen beim Ausweichen oder in ungünstigen Kurven führen kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, ein Modell zu finden, wo die maximale Geschwindigkeit auf z.B. 18-20 km/h einstellbar ist - Standard sind 25 km/h. Beim Neukauf eines E-Lastenrads solltet ihr auf die CE-Kennzeichnung achten, die für alle Pedelec-Verkäufe in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist.

Fahrkomfort und einfache Bedienung

Achtet auf eine möglichst intuitive Nutzbarkeit des Lastenrads v. a. was die Schaltung und einen möglichen E-Antrieb betrifft. Auch die einfache Verstellbarkeit von Lenker- und Sattelhöhe ist wichtig. Niedrige Mittelstege erleichtern vielen Nutzer*innen das Auf- und Absteigen. Das Lastenrad sollte einfach zu fahren sein, damit es möglichst viele nutzen können und wollen. Viele Freie Lastenrad-Initiativen setzen deswegen auf komfortable Lastenräder mit aufrechter Sitzposition - z. B. die sehr erfolgreiche Initiative Hannah - Dein Lastenrad für Hannover. Andere bieten gezielt auch Modelle mit sportlicher Sitzposition an, die eine andere Zielgruppe ansprechen und ein anderes Image verbreiten.

Außenbotschaft

Lastenräder sind Hingucker im Straßenraum wie auch in den Medien und sozialen Netzwerken. Das Lastenrad sollte deswegen auch von der Optik zu euch und euren Zielen passen. Es ist vorteilhaft, ist eine große Fläche auf dem Lastenrad mit Logo, Namen und/oder Webseite zu gestalten. Aus Perpektive eines guten Marketings hat KASIMIR in Köln 2013 ein großes, auffälliges Rad gut getan, das die Botschaft „Passt eine Waschmaschine rein“ unterstrich. Überlegt euch, welche Botschaft ihr primär setzen wollt und welcher Lastenradtyp am besten dazu passt.

Lokales Kauf- und Serviceangebot

Habt ihr ein kompetentes Lastenrad-Geschäft in der Stadt, das euch mit Sonderkonditionen beim Kauf und Service unterstützen möchte? Oder gibt es lokal ein geeignetes gebrauchtes Lastenrad zu kaufen? Das können wahre Glücksgriffe sein. Achtet beim Kauf auf jeden Fall darauf, dass die Servicefrage für das ausgewählte Lastenrad geklärt ist und bindet euer Wartungs-/Technikteam in die Kaufentscheidung ein. Wenn ihr das Lastenrad beim lokalen Lastenradgeschäft kauft, sollte es auch eine besondere Motivation und Verpflichtung geben, euch einen guten Service zu bieten.

Kaufpreis

Ein Lastenrad kostet im Fachhandel einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag. Qualität und Ausstattung - insbesondere E-Antrieb - haben dabei ihren Preis. In einigen Städten und Bundesländern (Baden-Württemberg) gibt es Kaufprämien für Cargobikes, von denen auch Vereine profitieren können. Teilweise unterstützen Hersteller*innen und Händler*innen Freie Lastenrad-Initiativen mit Sonderkonditionen - aus ideelen Gründen oder aus Marketinginteresse. Der ADFC Bundesverband bemüht sich bei ausgewählten Lastenrad-Herstellern um besondere Einkaufkonditionen für seine Gliederungen.

Links zur Information über das Angebot:

Lastenräder selbst bauen

Bei Werkstatt-Lastenrad gibt es zahlreiche Bauanleitungen (http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Bauanleitungen). Manche Initiativen lehnen Selbstbauten wegen der nicht gegebenen Herstellerhaftung grundsätzlich ab.

ADFC-Lastenradkatalog

Der ADFC ist mit verschiedenen Importeuren bzw. Herstellern von Lastenrädern eine Kooperation eingegangen um Initiativen mit ADFC-Beteiligung eine Auswahl bewährter Modelle zu Vorteilskonditionen anbieten zu können. Während Bestellung und der Versand zentral erfolgen, profitiert der lokale Fahrradhandel von Service und Wartung der Lastenräder. Die Details zum Angebot findet ihr im

Lastenrad-Katalog 171106.pdf

.

Die jeweils aktuelle Version des Katalogs ist im internen ADFC-Bereich zu finden: https://www.adfc.de/adfc-ausstattung/uebersicht-adfc-ausstattung.

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